ÜBER SPRACHE

Mittwoch, 20. August 2014

Linguistik - ihre Ebenen und Bausteine

13:55 Posted by uebersprache No comments
Sprache ist multidimensional. Um sie beschreiben zu können, müssen wir also in mehreren Ebenen denken.

Gehen wir also zuerst einmal ganz oberflächlich an die Sprache heran. Angenommen wir nehmen eine für uns fremde Sprache war, so wird all das, was wir rein physikalisch wahrnehmen, von der Phonetik beschrieben. Die Bausteine der Phonetik sind Phone, also Laute, aus denen sich Sprache zusammensetzt. Phonetik befasst sich damit, wie Laute entstehen, wie wir sie klassifizieren – also in Gruppen einteilen können, wie die Laute übertragen werden und wie wir sie als Signal aufnehmen.
Wollen wir innerhalb der lautlichen Ebene unter die Oberfläche schauen, so befassen wir uns damit, in welcher Umgebung verschiedene Laute stehen, wie Laute sich verändern und sich beeinflussen und zum Beispiel wie eine Silbe aufgebaut ist. Anstelle von Phonen, die oberflächlich physikalisch wahrnehmbare Laute sind, beschäftigt sich diese nächste Ebene, die Phonologie, mit Phonemen – abstrakte bedeutungsunterscheidende Bausteine. So kann in einer Sprache zum Beispiel das Phonem /r/ durch verschiedene r-Laute (Phone) realisiert werden. Wir können es durch ein Zungenschlag-r [ɾ], ein am Zäpfchen gerolltes [ʀ] oder ein dort „geriebenes“-r [ʁ] realisieren ohne eine bedeutungsunterscheidende Wirkung zu haben.
Aus den Phonemen werden aber nicht gleich Wörter gemacht, denn in der nächsten Ebene, der Morphologie, beschäftigen wir uns nicht direkt mit Wörtern, sondern erst einmal mit meist kleineren Bausteinen, den Morphemen. Wenn wir uns nämlich zum Beispiel deutsche Wörter einmal anschauen, sind darin oft mehrere bedeutungstragende Teile kombiniert. Zum Beispiel das Wort „Volkslieder“ enthält vier bedeutungstragende Bausteine (Morpheme). Das offensichtlichste ist hier wohl „Lied“. Zwischen Volkslieder und Lied ist aber ein Bedeutungsunterschied, der daher rührt, dass durch andere Morpheme, wie zum Beispiel „Volk“, das Fugenmorphem „-s-“ und das „-er“, welches die Mehrzahl anzeigt, die Bedeutung verändert wird.  Die Morphologie beschäftigt sich also damit, was Morpheme sind, wie sie klassifiziert werden können und wie aus ihnen Wörter werden.
Wie dann aus Morphemen und Wörtern erst Phrasen und dann Sätze werden, erklärt die Syntax. Sie erforscht Regeln zur Bildung von Sätzen und erklärt dadurch, wie aus der Gesamtheit der Einzelbedeutungen von Wörtern komplexe Gedanken in einem Satz werden können.  Phrasen sind dabei erste Zusammenfügungen von Wörtern, die dadurch gekennzeichnet sind, dass ein Wort die anderen regiert, also beeinflusst. So haben wir zum Beispiel in einer Nominalphrase „ein großes Haus“ das Nomen, welches die anderen in Kasus Numerus und Genus beeinflusst. Deshalb können wir auch nicht sagen „eine großen Haus“.
Eine ganz andere Ebene, die sich nicht mit dem formalen Aufbau von Sprachbausteinen beschäftigt, sondern allgemein mit ihrer Bedeutung, nennt man Semantik.  Sie befasst sich nicht nur mit der Einzelbedeutung, sondern auch, wie sich diese Bedeutung im Satzzusammenhang verändern kann und wie Wörter nur in bestimmten Kontexten Bedeutungen erlangen können.
Was Wörter und Sätze in der realen Welt bewirken, beschreibt die Pragmatik. Ihre Forschungsgegenstände sind also Sprechsituationen und Gespräche, die nach bestimmten Regeln ablaufen müssen, um die Intention des Sprechers auch beim Hörer ankommen zu lassen. So kann die Bedeutung eines Satzes, wenn er in einem bestimmten Zusammenhang gesprochen wird, durch Ironie umgekehrt werden. Wie das funktioniert erklärt die Pragmatik.

Sprache kann also in all diesen Ebenen erforscht werden. Dabei muss aber bedacht werden, dass sie alle Schnittstellen haben. So kann zum Beispiel durch phonologische Prozesse, wie durch die Satzintonation, die Semantik (also Bedeutung) geändert werden. Also sind diese Ebenen wichtig, um Sprache zu unterteilen und sie gezielt erforschen zu können, doch muss man feststellen, dass Sprache sich nicht wie eine Torte in Stücke teilen lässt, sondern immer auch als Ganzes gesehen werden muss.


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