Wer sich schon einmal mit der
russischen Sprache befasst hat, weiß, dass diese nicht wie die meisten
europäischen Sprachen mit dem Lateinischen Schriftsystem geschrieben wird,
sondern mit einem anderen, das für die slawischen Sprachen und vor allem für
die Russische Sprache mit ihrem Lautinventar besser geeignet zu sein scheint.
Das fällt vor allem beim Versuch russische Wörter oder Namen zu transkribieren
auf.
Dieses Schriftsystem wird die
„Kyrilliza“ (Кирилица) oder auch „kyrillisches Alphabet“ genannt und geht auf die
„Glagoliza“ zurück, die vermutlich im 9.Jh hauptsächlich aus dem griechischen
Alphabet entwickelt worden ist, um für die Christianisierung der slawischen
Völker Bibeltexte im Altkirchenslawischen aufzeichnen zu können.
In der Sowjetunion wurde die
Kyrilliza dann auch benutzt, um andere, nicht-slawische Sprachen aufzeichnen zu
können. Daher benutzt man heute noch z. B. für das Kasachische, das
Tadschikische und das Tschetschenische kyrillische Alphabete.
Aber kommen wir zurück zum russischen Alphabet:
АБВГДЕЁЖЗИЙКЛМНОПРСТУФХЦЧШЩЬЫЪЭЮЯ
Eine Besonderheit der Russischen
Sprache ist, dass fast alle Konsonanten in Paaren auftreten: Zu jedem
Konsonanten gibt es jeweils einen palatalisierten Partner. Das heißt, dass der
Konsonant einen kleinen J-Anteil bekommt. (Wissenschaftlich ausgedrückt: der
Konsonant wird palatalisiert)
Es gibt also zum Beispiel einen
Laut, der ähnlich dem deutschen <t> ist, und einer, der sich fast so
anhört wie ein <tj>. Am deutlichsten wird der Unterschied beim <л>, das wie ein <l> im kölnischen Dialekt
ausgesprochen wird. Der Partner dazu hört sich dann ähnlich wie ein <lj>
an.
Das besondere bei der russischen
Schrift ist nun, dass man die palatalisierten Konsonanten genau wie ihre
nicht-palatalisierten Partner schreibt.
Dass der Konsonant aber
palatalisiert ist, kann man dadurch ausdrücken, dass ein sogenanntes
Weichheitszeichen (ь) folgt: <л>
- <ль>.
Folgt ein Vokal, so gibt es noch
eine andere Möglichkeit.
Alle Vokale sind auch in Paare
unterteilt. Einmal die nichtjodierten, von denen die meisten deutschen Vokalen
ähnlich sind: а э
ы о
у
Und dann die iodierten, die
ausdrücken, dass der Konsonant vorher ein palatalisierter Konsonant ist:
я е
и ё
ю
Anna schreibt man im Russischen so: Анна
Wollen wir das <n> aber palatalisiert
haben, also Anna zu Anja machen, schreibt man hinter dem <n> nicht das
normale, nichtjodierte <a> sondern das <ja> (я),
das ausdrückt, dass das <n> palatalisiert ist: Аня.
Bei weiterem Interesse empfehle ich diesen Link, unter dem auch die Aussprache der Buchstaben angehört werden
kann.
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